Interview mit Andreas Wank

Wahl-Schwarzwäder ist nicht fürs Weltcupspringen in Neustadt qualifiziert
Andreas Wank blickt trotzdem optimistisch in die Zukunft

Im vergangenen Jahr wurde Andreas Wank bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi mit der deutschen Mannschaft Olympiasieger. In dieser Saison kann er noch nicht an seine Leistungen der vergangenen Saison anknüpfen. Wie er seine momentane Situation einschätzt und was er in Zukunft vorhat erzählt er im BZ-Interview. Mit dem 26-Jährigen sprach unsere Mitarbeiterin Martina Bodenlos-Autenrieth.

Leider haben Sie sich nicht fürs Weltcuspringen in Ihrer Heimat qualifiziert, wie fühlt sich das an?

Empfang, Andreas Wank, Skispringen, Olympiasieger, Goldmedallie, Sotchi

Foto Markus Straub

Ja, ich konnte mir nun leider den Startplatz nicht sichern, obwohl ich zuletzt immer besser in Form kam. Die Gründe waren vielseitig und nun gilt es, noch härter zu arbeiten und dann vollkommen gestärkt zurückzukehren. Es gibt leider auch einmal solche Jahre im Sportlerleben, aber daraus muss man lernen und dann können solche Zeiten auch stärker machen. Natürlich ist es schade, zu Hause nicht im Weltcup starten zu können aber ich werde alles dafür geben, dass es die nächsten Jahre wieder anders wird.

Haben Sie vor als Zuschauer zum Springen zu kommen u.a. um die deutsche Mannschaft zu unterstützen?

Sollte ich körperlich wieder gesund sein, werde ich wohl auch schauen, dass ich über die Wettkämpfe im Continentalcup die Form zurückerlange. Deshalb werde ich leider nicht als Zuschauer dort sein, aber ich freue mich dann, noch zum Continentalcup 3 Wochen später auf dieser schönen Schanze springen zu dürfen.

Wie sind Sie zum Skispringen gekommen?/In welchem Alter haben Sie mit Springen begonnen?

Ich habe im Alter von 6 Jahren ein Hobby gesucht. Zusammen mit meinen Eltern war ich beim Karate, doch da war der Trainer zu streng. Ich wollte aber auch für meine Leistung selber zuständig sein und somit fiel die Wahl auch gegen eine Mannschaftssportart. Als wir dann hörten, dass es in Rothenburg an der Saale eine Schanze gibt, wollten wir zuschauen. Der Trainer sagte aber gleich, dass ich es ausprobieren sollte. So machte ich meine erste Hangabfahrt und Sprünge und hatte von Anfang an extrem Spaß daran.

Wie ist ein normaler Tagesablauf bei Ihnen (während der Saison oder während dem Wettkampf)?

Empfang, Andreas Wank, Skispringen, Olympiasieger, Goldmedallie, Sotchi

Foto Markus Straub

Ein normaler Wettkampftag sieht so aus, dass wir gegen 8 Uhr aufstehen und frühstücken. Danach melde ich mich bei meiner Freundin und packe meine Sachen für das Hallentraining, bei dem wir meist ein Volleyballspiel und auch nochmal ein paar Hantelsprünge, Kniebeugen und Rollwagensprünge machen. Außerdem schauen wir die Trainingssprünge des Vortages an. Gegen halb 1 gehen wir dann zum Mittagessen. Da ich nahezu koffeinsüchtig bin, gibt es danach in aller Ruhe einen Kaffee. Danach entspannen wir nochmal kurz und ich sitze auch gerne noch am Laptop und spiele ein bisschen mit Photoshop an Bildbearbeitung rum. Manchmal spielen wir auch nochmal eine Runde Schafkopf, aber meist ist das eher dann auf den Abend verschoben. Gegen 16 Uhr fahren wir dann an die Schanze, bereiten uns vor und springen 17 Uhr den Probedurchgang, in dem wir gerne nochmal Material testen oder einfach versuchen wieder in den Rhythmus rein zu kommen, und 18 Uhr dann den ersten Wertungsdurchgang. Wenn alles super lief, können wir zur Siegerehrung und fahren dann nach kurzen Auswertungsgesprächen gegen 21 Uhr zurück ins Hotel. Entweder erwartet mich dort noch ein kleines Abendessen oder ich habe mich schon an der Schanze verpflegt. Danach gehe ich noch duschen und spiele entweder mit den anderen Karten oder setze mich noch an den Laptop. Gegen halb 12 geht dann meist das Licht aus.

Können Sie die Person Andreas Wank beschreiben?

Ich denke, er ist ein sehr ehrgeiziger Sportler, der aber manchmal durch den Ehrgeiz auch zu verbissen die Dinge angeht und sich ab und zu verrennt. Er ist sehr kreativ, spontan und unternimmt gerne Dinge mit der Freundin oder mit Freunden.

Was sind neben dem Springen Ihre Hobbys?

Ich sitze gerne am Laptop und bearbeite Bilder, oder fotografiere gerne auch selbst. Außerdem höre ich nahezu den ganzen Tag Musik und versuche dort auch immer auf dem neuesten Stand zu sein.

Welche beruflichen Pläne haben Sie für die Zeit nach dem Skispringen oder ist das noch zu weit weg?

Empfang, Andreas Wank, Skispringen, Olympiasieger, Goldmedallie, Sotchi

Foto Markus Straub

Ich möchte mein Studium im Internationalen Management abschließen und danach möglicherweise noch ein Designstudium durchziehen, bevor ich dann meine sportliche Karriere beende. Was dann passiert, bin ich mir noch nicht ganz sicher. Ich werde versuchen, eher in die kreative Richtung zu gehen und möglicherweise in Richtung Design tätig zu werden.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich wünsche mir vor allem Gesundheit und Freude. Sportlich gesehen, wünsche ich mir, dass ich meinen Weg weitergehe und im Sommer wieder eine super Entwicklung mache und wieder ein erfolgreicher Weltcupwinter folgt.

Viele Wettkämpfe finden im Ausland statt. Haben Sie Zeit, sich das Land und die anderen Kulturen anzusehen? Gibt es ein Wettkampfland das Ihnen besonders gefällt? Wenn ja, warum?

Es bleibt leider wenig Zeit, sich etwas anzusehen, aber in Japan nutze ich schon einmal die Möglichkeit, wenigstens einen Stadtspaziergang zu unternehmen oder etwas dort essen zu gehen. Ich mag es dort sehr, weil es einfach eine ganz andere Kultur ist und ich diese auch hoch interessant finde. Sie scheinen immer hoch motiviert zu sein und lassen sich auch durch nichts aus der Ruhe bringen. Außerdem gefallen mir die Esskultur und einiges der klassischen Architektur dort.

 

Sie leben schon eine Zeit lang im Hochschwarzwald. Warum haben Sie sich entschieden, hierherzuziehen und jetzt am Titisee zu wohnen?

Empfang, Andreas Wank, Skispringen, Olympiasieger, Goldmedallie, Sotchi

Foto Markus Straub

Leider hatte sich damals die Trainingssituation in Oberhof verschlechtert und für mich stand fest, dass ich den Stützpunkt wechseln musste. Da es in Deutschland mehr oder weniger nur zwei große und ambitionierte Stützpunkte gibt, stand für mich ziemlich schnell fest, dass ich in den Hochschwarzwald ziehen wollte. Nach zwei Jahren Wohlfühlen in Breitnau, entschloss ich mich, hier auch ein Haus zu bauen und mich längerfristig zu binden. Ich denke, man hat hier alle Möglichkeiten, sich auch später beruflich auszubilden und tätig zu sein. Außerdem ist es eine schöne Gegend mit Freiburg als größere Stadt, Frankreich und der Schweiz, sowie der warmen Rheinebene in naher Umgebung. Die Leute hier sind auch sehr nett und sehen mich mittlerweile als Einheimischer und das freut mich natürlich umso mehr.

Haben Sie vor dem Sprung irgendwelche Rituale?

Eigentlich eher nicht. Man hat nur seinen gewohnten Ablauf mit Bindung kontrollieren, sich anziehen und nochmal den Sprung im Kopf durchzugehen.

Sie sind bereits auf unserer Hochfirstschanze gesprungen. Können Sie die Schanze aus Sicht eines Springers beschreiben (Profil, Gefühl, Flughöhe…)?

Es ist eine der schönsten Schanzen, die ich kenne. Sie hat noch ein etwas älteres Profil, was den meisten Springern viel besser gefällt, weil es sich noch mehr nach Fliegen anfühlt als auf den neuen Schanzen. Man ist ein bisschen flacher und fliegt eher am Hang entlang und das gefällt mir. Ich fühle mich sehr wohl auf der Schanze und freue mich immer wieder, wenn ich dort springen darf.

Viele Springer sagen, dass unsere Schanze beinahe an eine Flugschanze erinnert. Sehen Sie das genauso und wenn ja, können Sie beschreiben, warum das so ist?

Empfang, Andreas Wank, Skispringen, Olympiasieger, Goldmedallie, Sotchi

Foto Markus Straub

Gerade durch eine etwas flachere Flugkurve hat man eher das Gefühl zu fliegen. Ist man dagegen höher, wie beispielsweise auf den modernen Schanzenprofilen, so fühlt es sich an, als würde man erst einmal vom Hang wegsteigen und dann einfach nur noch fallen. Außerdem kann man auf der Hochfirstschanze auch einmal 140 Meter weiter springen, was natürlich auch noch dazu beiträgt, dass es sich nahezu wie Fliegen anfühlt.

Welche Ziele haben Sie für den Continental-Cup in Neustadt?

Ich hatte bislang eine schwere Saison und in letzter Zeit viel zu arbeiten. Aber ich konnte mich nun langsam wieder ran kämpfen und möchte dort meine Leistung wieder zeigen und die Ambitionen, noch zur Weltmeisterschaft nach Falun zu fahren, wahren. Außerdem würde es mich freuen, wenn ich mit guten Sprüngen den hoffentlich zahlreichen Zuschauern etwas bieten könnte.

Wie sehen Sie speziell in Neustadt die Chancen der deutschen Springer?

Ich denke, die Chancen sind ziemlich gut. Wir haben Weltklasseathleten, die schon Weltcups gewinnen konnten und ich denke, dass sie auch dort ihre Klassen zeigen werden. Die Schanze kommt uns entgegen und ich glaube, dass wir ein super Mannschaftsergebnis erzielen werden.

Wer ist für Sie der Favorit?

Meiner Meinung nach Richard Freitag, Severin Freund, Kamil Stoch und Peter Prevc.

Ist es für Sie anders, wenn Sie statt fern der Heimat praktisch vor Ihrer Haustüre springen können?

Ja, es ist schon etwas Anderes, aber auf jeden Fall etwas Schöneres. Es ist natürlich praktisch, wenn man nicht so lange Anreisen hat und auch nochmal kurz nach Hause fahren kann, sollte man etwas vergessen haben. Aber dazu kommt auch, dass Freunde und Nachbarn mit an der Schanze stehen können und man so tatkräftige Unterstützung hat, was natürlich bei den Auslandsstationen nicht möglich ist.